Atommüll
Neue Analyse macht Aargauer Standort zu einem von zwei Topfavoriten für ein Atomendlager

Eine Doktorandin der ETH Lausanne hat ermittelt, welche Eigenschaften eine Lagerstätte für radioaktive Abfälle von Schweizer Kernkraftwerken haben sollten. Ihre Ergebnisse bestätigen die gute Eignung von zwei Standorten für ein Endlager. Einer liegt im Kanton Aargau.

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Das Gebiet Jura Ost rund um den Bözberg ist einer von zwei heissen Anwärtern für ein Atommüll-Tiefenlager. (Fotomontage KEY)

Das Gebiet Jura Ost rund um den Bözberg ist einer von zwei heissen Anwärtern für ein Atommüll-Tiefenlager. (Fotomontage KEY)

KEYSTONE

Je tiefer im Fels, desto sicherer sind Container mit radioaktiven Abfällen aus Schweizer Kernkraftwerken. Aber das mache den Prozess der Einrichtung eines Tiefenlagers technisch schwieriger, erklärte Valentina Favero von der ETH Lausanne (EPFL) gemäss einer Mitteilung der Hochschule vom Mittwoch.

In ihrer Doktorarbeit hat Favero daher Sicherheit und Machbarkeit berücksichtigt, um ein Profil geeigneter Tiefenlager in der Schweiz zu erstellen.

Jura Ost besonders geeignet

Anhand ihrer Analyse haben sich von insgesamt sechs von der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) identifizierten Stätten zwei hervorgetan, schrieb die EPFL. Der Untergrund besteht an allen sechs Orten aus Opalinuston, der als besonders geeignet für Tiefenlager gilt. Die beiden Standorte liegen im Nordosten Zürichs und im östlichen Jura im Kanton Aargau, wie die EPFL mitteilte. Sie bieten grosse Sicherheit für ein Tiefenlager und ein Lager wäre auch technisch realisierbar. Damit steigen die Chancen, dass das Lager für radioaktive Abfälle dereinst im Gebiet Jura Ost gebaut wird.

Das Gebiet Jura Ost rund um Bözberg

Das Gebiet Jura Ost rund um Bözberg

nagra

Seit Januar 2015 prüft das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI die sicherheitstechnischen Unterlagen der beiden Standorte. Damals hatte die Nagra entschieden, nur den Bözberg und das Zürcher Weinland (Zürich Nordost) genauer unter die Lupe zu nehmen. Bis zum Entscheid des Bundesrats bleiben aber auch die vier verworfenen Standorte für die Lagerung radioaktiver Abfälle offiziell im Rennen.

Die Aufsichtsbehörde ENSI hatte der Nagra im Dezember empfohlen, zusätzlich zu den beiden erwähnten Standorten auch eine dritte Stätte, nämlich Nördlich Lägern, als potenziellen Ort für ein Tiefenlager weiter zu untersuchen. Die Ergebnisse aus allen Untersuchungen sollen dem Bundesrat als Grundlage dienen, die Standortwahl für das Atommüll-Tiefenlager zu treffen.

Doktorandin stellte umfassende Analysen an

Favero untersuchte zunächst die Eigenschaften des Opalinustons an allen sechs in Erwägung gezogenen Standorten und in verschiedenen Tiefen. Weiter prüfte sie, wie sich von den Containern abgegebene Hitze auf den Opalinuston und andere Materialien auswirken, mit denen sie üblicherweise umhüllt werden.

Ausserdem analysierte sie, wie sich das Bohren eines Tunnels auf den Fels auswirken wird - beispielsweise ob er durch Kontakt mit Luft durchlässiger wird. Eine undurchlässige Barriere aus Fels ist Grundvoraussetzung für ein Tiefenlager.